Willkommen
Dieses Modul bietet Ihnen Ideen und Anregungen wie Pädagog*innen und Eltern zusammenarbeiten können, um allen Kindern – unabhängig vom Geschlecht – das Thema Pflege und Sorge näher zu bringen. Dabei werden folgende Fragen aufgegriffen: Wie kann ich Eltern in die Arbeit zu Überweindung von Geschlechterstereotypen einbeziehen? Wie können wir gemeinsam den Kindern eine gerechte Verteilung der Care-Arbeit vorleben und näherbringen?
Schlüsselfaktoren für die Verbesserung und Entwicklung einer guten Zusammenarbeit mit Eltern:
Gender- und Diversitätsthemen brauchen ebenso, wie alle anderen Themen und Aktivitäten, Zeit zur Vorbereitung. Zum Beispiel braucht es Zeit um … … Ziele, die Sie erreichen wollen, Themen, die Sie aufgreifen und bearbeiten wollen sowie Probleme, die sie ansprechen und lösen wollen, zu kommunizieren. … einheitliche Position zu Gender- und Diversitätsfragen als Einrichtung/Schule zu erarbeiten. … regelmäßig mit den Eltern zu kommunizieren. Um Ihr Vorhaben schlussendlich umsetzen und bewältigen zu können, brauchen Sie einen vorab gut strukturieren Plan.
Eine regelmäßige Kommunikation mit den Eltern in der Elementar- und Primarstufenbildung ist sehr wichtig. Beim Testen des ECaRoM-Materials konnte festgestellt werden, dass alle Kinder sehr zugänglich für das Thema Pflege und Sorge sind. Pflege- und Sorgeaktivitäten stellen bereits einen großen Teil ihres Alltags dar, weshalb es den Kindern leicht fällt eine Verbindung zu ihren eigenen Lebenserfahrungen herzustellen und darüber zu reflektieren. Dennoch ist es notwendig bei den Eltern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Care-Aktivitäten gefördert werden sollen und warum es wichtig ist, alle Kinder (und vor allem Jungen*/Buben*) in Care-Aktivitäten sowie Familien- und Hausarbeit einzubeziehen.
Es ist effektiver Eltern in offene Diskussionen und Entscheidungsfindungen für das Kindergarten-/Schulleben einzubeziehen, als sie nur als Zuschauer*innen bzw. passive Teilnehmende von Kindergarten-/Schulveranstaltungen zu sehen oder mit ihnen nur im Falle von Vorfällen oder Problemen zu kommunizieren.


Drei Schritte zur Planung der Elternarbeit:
Der Plan, den Sie für die Elternarbeit erstellen, wird Ihnen als Leitfaden dienen und die Kommunikation mit den Eltern erleichtern. Aktualisieren Sie den Plan jährlich und passen Sie ihn an die aktuellen Bedürfnisse und Anforderungen Ihrer Gruppe/Klasse/Einrichtung an.
Handlungsprinzipien, die bei diskriminierendem Verhalten oder konflikthaften Situationen mit Eltern nützlich sein können:

Tipps und Erfahrungen der Projektpartner aus den ECaRoM Fortbildungen für Pädagog*innen, Lehrer*innen und Betreuer*innen sowie den Testungen der ECaRoM-Materialien
Die folgende Erfahrung wurde von einer Teilnehmerin im Rahmen einer ECaRoM Fortbildung berichtet. Die Leiterin einer Kindertagesstätte erzählte, inspiriert durch den Projektbericht, dass es in ihrer Kindertagesstätte eine Geburtstagsbox gibt, aus der sich die Kinder an ihrem Geburtstag etwas aussuchen können. Als sie damit anfingen, gab es noch zwei Boxen: eine für Mädchen*, die viele rosa Spielsachen enthielt, darunter auch einen Zauberstab, und eine Box für Jungen*/Buben*, mit z. B. Actionfiguren. Nachdem ein Junge*/Bub* explizit nach einem Zauberstab gefragt hatte, der in der „Jungen*/Buben*kiste“ nicht zu finden war, wurden die zwei Boxen zusammengemischt. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine kleine Veränderung den Kindern mehr Freiraum für ihre individuelle Entwicklung geben kann, indem Geschlechternormen aufgeweicht werden. Elternabende sind eine gute Möglichkeit, mit Eltern in Kontakt zu kommen und sich über das Thema Sorgeorientierte Männlichkeiten, Jungen*/Buben* in Care-Berufen und Geschlechtergerechtigkeit auszutauschen. Dazu können die Eltern mit Elternbriefen oder Aushängen, am besten in der jeweiligen Sprache der Familien, eingeladen werden. An den Abenden können z.B. die ECaRoM-Materialien gezeigt oder einfach über die Themen Caring Masculinities und die gerechte Verteilung der Care-Arbeit gesprochen werden. Auf diese Weise können die Meinungen, Anregungen und vielleicht auch Ängste der Eltern gehört und beachtet werden.
Wenn es zu negativen Reaktionen oder Widerständen der Eltern bei der Umsetzung und Bearbeitung von Geschlechtergerechtigkeit in der pädagogischen Arbeit mit Kindern kommt, können folgende Punkte Hilfestellung für die Elternarbeit sein:
- Fragen stellen: Sprechen Sie die Eltern persönlich an. Wo sehen die Eltern konkrete Probleme? Wissen die Eltern über die Zielsetzung und den positiven Effekt der Auseinandersetzung mit dem Thema Bescheid? Durch Fragen können Sie eine Verbindung herstellen und ein interessantes Gespräch anstoßen.
- Aktiv zuhören: Zeigen Sie echte Neugier an den Kritikpunkten und Sorgen der Eltern. Entweder Sie können bereits Fragen beantworten und Missverständnisse oder Unwahrheiten auflösen oder möglicherweise können Sie erkennen, welche Eltern überhaupt bereit sind mit Ihnen in einen Austausch zu treten und wer unerreichbar bleiben möchte.
- Konstruktiv bleiben: Sie sind der*die Expert*in für pädagogische Arbeit mit Kindern. Behalten Sie eine klare und stabile Haltung und seien Sie überzeugt von Ihrer genderreflexiven pädagogischen Arbeit mit Kindern. Versuchen Sie Verallgemeinerungen zu vermeiden und sprechen Sie diese auch bei Ihrem gegenüber an und konkretisieren Sie diese.
- Humor nicht vergessen: Bleiben Sie gelassen und freundlich. Sie können und müssen nicht alle Eltern überzeugen. Setzen Sie ihre Ressourcen dort ein, wo Sie den Eindruck haben, dass es sich lohnt!
- Allianzen bilden: Beziehen Sie Kolleg*innen und Personen in Leitungsfunktionen mit in die Situation (Elterngespräch, Vor-Nachbereitung von Elternaustausch, etc.). Sie können auch Vernetzungen zwischen Eltern, Gruppen oder/und Institutionen ankurbeln.
- Ruhe bewahren: Sie müssen nicht auf alle und alles eingehen. Bringen Sie ihren eigenen Standpunkt ein, aber vergessen Sie nicht, dass der „Ton“ wichtig ist. Drosseln Sie das Tempo und nehmen Sie sich zeit für Ihre Antwort, wenn ihr Gegenüber in der Hitze des Gefechts das Tempo anzieht.
- Argumentieren: Erklären Sie warum genderreflexive Pädagogik und eine Auseinandersetzung mit der Genderthematik bereits in der Frühen Bildung mit Kindern wichtig ist. Scheuen Sie nicht davor zurück Irritationen bei den Eltern hervorzurufen. Stellen Sie in Frage, was und warum die Eltern unter „normal“ verstehen.
- Beharrlich bleiben: Sie wissen, um die Bedeutung mit Kindern am Thema der Gendergerechtigkeit zu arbeiten. Jede Auseinandersetzung mit dem Thema stellt ein Samenkorn für Veränderung dar.
- Selfcare: Kritik und Widerstand der Eltern richtet sich nicht gegen Sie persönlich, sondern spiegelt ein gesellschaftliches Problem wider. Trotzdem kann die Auseinandersetzung mit dem Thema und vor allem Widderstand anstrengend und kräfteraubend sein. Vergessen Sie nicht auf sich selbst, sprechen Sie mit Freund*innen und Kolleg*innen über Sorgen und Probleme und seien Sie nicht zu streng mit sich selbst. Erlauben Sie sich Pausen und auch mal Fehler zu machen.
- Wenn Kinder krank sind, rufen sie abwechselnd Mutter oder Vater an (wenn ein Kind z. B. Fieber hat, wird in den meisten Fällen zuerst die Mutter angerufen, damit sie das Kind abholt und nach Hause bringt).
- Oft werden zu Geburtstagsfeiern im Kindergarten von den Eltern nach Geschlecht der Kinder abgezählte Teller mitgebracht (z. B. X Autoteller für Jungen*/Buben*, X Hello-Kitty-Teller für Mädchen*). Eine Veränderung bzw. Verbesserung könnte darin bestehen, dass entweder alle Kinder gleiche Teller bekommen, die Kinder auslosen oder aussuchen, welchen Teller sie bekommen, oder dass die Burschen* die für die Mädchen angedachten Teller bekommen und umgekehrt.
- Fortbildungen für Eltern zum Thema geschlechterreflexive Bildung und Erziehung können einen nützlichen Mehrwert darstellen. Ziel ist es dabei, dass die Eltern ein Bewusstsein für den Wert der pädagogischen Arbeit in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen erlangen und die Kinder keine widersprüchlichen Botschaften von den Eltern und den Pädagog*innen und Betreuer*innen zu geschlechterspezifischen Themen erhalten.
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